Muyupampa - Landleben auf Bolivianisch
Muyupampa, was übersetzt "runde Ebene" bedeutet und das von Bergen eingekesselte Dorf geographisch passend beschreibt, ist das Ziel unserer zwölfstündigen Bus- und zeitweise Autofahrt über ungeteerte Pisten und durch etliche Fuhrten hindurch. "Wir" sind meine Gastmutter Shirley, meine Volontärsgastschwester Barbara und kein Mal dürft ihr raten wer noch. Wir lernen die weitläufige Verwandtschaft meiner Gastmutter kennen und werden so herzlich wie zwei nach langer Zeit zurückgekehrte Familienmitglieder aufgenommen, bringen auf den Festspielen zu Ehren der Dorfpatronin als einzige Ausländer im Dorf in Erfahrung, dass Kunsthandwerk nicht nur für Touristen praktiziert wird, sehen zum ersten Mal Stierrodeo, trinken morgens direkt ins Glas gemolkene Milch mit Alkohol - das traditionelle Frühstück in der Gegend -, bekommen Rindfleisch serviert, das seinem argentinischen Pendant in nichts nachsteht, und genießen den langsameren Fluss der Zeit sowie die überall greifbare Natur.
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Massenkreuzigung im Namen des leiblichen Wohles |
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Unsere Gastmutter Shirley |
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Wurstzubereitung |
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Die wohl wirckungsvollste Waffe im Krieg gegen Paraguay: Ausgehöhlte Stachelbäume |
Mein persönlicher Höhepunkt ist jedoch die zweitägige Motoradtour auf den Routen Che Guevaras mit über 40 Motorrädern, die z.T. sogar aus den Nachbardörfern angereist sind: Am Wegesrand riesige Zuckerrohr- und Maisfelder, Bananenplantagen und Orangengärten, über uns Schwärme von farbenprächtigen Papageien, die mit dem Begleitpickup bei voller Fahrt tanzen, exzessives Kokakauen, unzählige Motorradreperaturen auf dem Weg, unter uns sandige Flussbetter, fruchtbare Schwarzerde, rote Steinböden, bei jedem Halt trinken die Fahrer Bier oder Schnaps, der Pickup bleibt im Fluss stecken und wird mit vereinten Kräften befreit, el Rio Grande - der größte Fluss, den ich in Bolivien zu Gesicht bekommen habe -, Halten in allen noch so kleinen Dörfern am Wegesrand, Hilfsbereitschaft (ayudar sin preguntar a quien - helfen ohne zu fragen wem), Rodrigo - der elfjährige Krankenwagenfahrerssohn, der Rennfahrer werden will und stolz auf seine erste Freundin ist, Frühstück für 2,50 Bolis (ca. 28ct), stolze Bauern, die um elf Uhr Mittags über den Dorfplatz torkeln, Nächtigung in einer Dorfschule, etliche Stürze, alle Menschen kommen an den Straßenrand und begrüßen uns, Lagerfeuer, zehn Jahre alte Fahrer, die Milchstraße in ihrer vollen Pracht, ehrliche und unglaublich hart arbeitende Männer und Frauen, Interesse und Aufgeschlossenheit gegenüber allem Neuen.
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Betankung der Motorräder |
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El Rio Grande - der grosse Fluss |
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Der einzige Schweisser im Umfeld von 5 Stunden |
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Das menschliche Motorrad |
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Die beste Erfrischung während der Fahrt: Ein kühles Bier |
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