Buenos Aires oder Stippvisite in Europa
Bereits während der zweiten 25 Stunden der Busfahrt war der unterschiedliche Entwicklungsstand von Bolivien und Argentinien deutlich zu spüren: Das computerisierte Durchleuchten der Gepäckstücke am Grenzübergang auf argentinischer Seite (bedingt durch die Angst vor Drogenkurieren), die mehrspurigen, autobahnähnlichen Straßen mit gepflegten Grünstreifen und Tankstellentoiletten, welche die Klopapierentsorgung ohne Mülleimer ermöglichen. Doch der wahre Kulturschock traf mich dann in Buenos Aires, einer Stadt, die mit ihren mehr als 13 Millionen Einwohnern mehr als ganz Bolivien (ca. 11 Millionen) beherbergt. Eine Stadt mit Bankenviertel in dessen Hochhäusern die Firmensitze von multinational agierenden Unternehmen trohnen, mit marmornen Einkaufgalerien in denen Deckenfresken auf die betuchte Kundschaft hinunterblicken, mit einem Buchladen in einem herrschaftlichen Theater, in dessen Logen jetzt die neusten Bestseller angelesen werden, mit U-Bahnnetz und 500.000 Bussen, welche ohne Ruhepause ihre Kreis durch die Stadt ziehen, mit deutschen Preisen, mit einer unfassbaren achitektonischen Durchmischung, in der Plattenbauten des Kommunismus direkt neben verschnörckelten Villen oder prächtig restaurierten Häusern der Gründerzeit ihren Platz finden, mit Kunstmuseen, welche ihren europäischen Verwandten in nichts nachstehen und deren Eintritt obendrein kostenlos ist, mit einem Nachtleben, das seines gleichen sucht, und gut gekleideten Bettlern.
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Strassen, die breitere sind als mancherorts in Deutschland |
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Eine der genannten Luxuseinkaufsgalerien |
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Der Kongresspalast |
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Der Präsidentenpalast, die Casa Rosada |
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Das zum Buchladen umfunktionierte Theater |
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Zum Thema ansehnliche Plattenbauten |
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Nachbau des Trevibrunnens aus Rom |
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Die Einwohner von Buenos Aires beweisen beim Schlangestehen für den Bus ein mehr als deutsches Ordnungsbewusstsein |
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Eines der eindrucksvollen Gräber auf dem alten Friedhof mit dem letzten Nachfahren der Familie |
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Nachbau des Obelisken aus Paris |
Ein angenehmer Aspekt dieses unerwarteten Kulturschocks war allerdings die erfrischende kulturelle Abwechslung, die Buenos Aires zu bieten hat. So sind nicht nur die bereits erwähnten vorzüglichen Museen einen Besuch wert, sondern laden auch die prächtigen Altstadtviertel und die gut gepflegten Parks zum Flanieren ein. Außerdem trägt Buenos Aires nicht um sonst den Namen der Stadt des Tangos: der Tango ist hier mehr als nur ein hochtechnischer und gleichzeitig gefühlvoller Tanz, er wird zu einer Lebenseinstellung. Die Tangotänzer arbeiten morgens in einer der vielen touristischen Tangobars, trainieren am Nachmittag oder Abend und tanzen auf den sogenannte "Milongas" (Tangonächte) bis in die Morgenstunden hinein; in der Zwischenzeit hören sie Tangomusik, verfolgen die Bewegungen der Weltmeister im Internet etc. Quasi atmen sie Tango.
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Kunst, wo man sie nicht unbedingt erwartet |
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Der aufsteigende Stern "Adam W." am argentinischen Tangohimmel in Aktion |
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