Sonntag, 30. Juni 2013

Frohes neues Jahr!

Frohes neues Jahr!


Jene für europäische Ohren zu dieser Jahreszeit recht befremdlich klingende Aussage ist in Bolivien gang und gebe. Die Nacht vom 20. auf den 21. Juni - hier auf der südlichen Hemisphäre die Wintersonnenwende oder auch die längste Nacht des Jahres - leutet nämlich das neue Andenjahr ein. Zu den Gründen später mehr.

Der Plan: Meine bolivianische Gastschwester Grethel, meine Mitvolontärsgastschwester Barbara und ich steigen am Donnerstag, den 20.06, um sieben Uhr abends in einen Kleinbus, der uns bis ins Dorf Maragua fährt, von woaus wir nur noch den Rand des Vulkan- bzw Meteoritenkraters (einig sind sich die Geologen dabei bis heute nicht) besteigen müssen, um der indigenen Zeremonie zu Ehren des neuen Andenjahres beizuwohnen. Soweit die Theorie.

Und nun zu den wirklichen Geschehnissen: Wir kommen mit jeglicher bolivianischer Tradition brechend um Punkt sieben Uhr abends an der Sammelstelle für Kleinbusse an, müssen allerdings zu unserer Ernüchterung feststellen, dass jene um diese Uhrzeit schon längst nicht mehr fahren. In Bolivien ist zum Glück kein Abenteuerlustiger an dieser Stelle zur Umkehr verdammt, da man in der Regel per Anhalter zu fast jeder Uhrzeit zu fast jedem Ort gelangt - wie sich herausstellen sollte nur nicht in das gerade einmal drei Fahrstunden entfernte Maragua. Nach einer halben Stunde des Daumenhochhaltens, Schilderwinkens und Namenrufens hält endlich ein Lastwagen an, der angibt zumindest in Richtung Maragua zu fahren. Guten Mutes steigen wir in das warme Führerhäuschen und lassen uns durch die Dunkelheit kutschieren. Leider erreicht der Fahrer bereits nach zwanzig Minuten sein Ziel und wir müssen von dort nach einigen wagen Wegbeschreibungen die Reise zu Fuß weiterführen. Zum Glück erleuchtet uns der beinah volle Mond in dieser sternenklaren Nacht mit der Kraft einer Unzahl von Straßenlaternen den Weg und abgesehen von ein paar kläffenden Hunden, die uns jeweils ein Stück des Weges begleiten, bahnen wir uns ruhig unseren Weg durch die menschenleere Einöde. Zu unserem Glück kommt ein weiterer Lastwagen unseres Weges und nimmt uns bis zur Baustelle mit, wo er den frisch geladenen und noch nassen Flusssand ablädt. Diesmal ist im Führerhaus allerdings nur Platz für zwei, weshalb ich die Fahrt auf der Ladefläche verbringe.

Der hilfreiche Jose und meine Volontärsgastschwester Barbara


 Wieder zu Fuß unterwegs treffen wir auf die rastende Fahrgemeinschaft eines Taxis. Diese weist uns auf den nahen Inkaweg hin, der uns - einst für die laufenden Nachrichtenübermittler der Inka (Chasqui) erbaut - um einiges direkter voranbringt als die mäandrierende Straße. Somit verbringen wir die nächsten anderthalb Stunden auf den in Fels gehauenen Treppenstufen des Inkaweges und lassen viele beeindruckende Ausblicke hinter uns, als wir wieder auf der Straße ankommen und die nächste Häuseransammlung erreichen.

Auf dem Inkatrail mit meiner bolivianischen Gastschwester Grethel
Wir fragen nach dem Weg und werden von einer schlaftrunkenen Bäuerin in die falsche Richtung geschickt. Eine halbe Stunde später wird uns nach erneuter Nachfrage von einem angeheiterten Bauern erklärt, wie wir wirklich nach Maragua gelangen können. Wir wandern zwei weitere Stunden bei Wind und Kälte durch die menschenleere Dunkelheit ohne jegliches Zeichen von Zivilisation und passieren dabei mehrere Weggabelungen, die nicht Teil der Beschreibung waren. Wir machen erschöpft (wir hatten an dem Tag neun Stunden gearbeitet), an der Richtigkeit des Weges zweifelnd und durchgefroren Halt und treten nach kurzer Beratung desilusioniert sowie ohne Hoffnung unser Ziel rechtzeitig zu erreichen den Rückweg in Richtung Bauernhof an, um nicht der Witterung schutzlos ausgeliefert übernachten zu müssen. Beschämt wecken wir die Bäuerin ein zweites Mal auf, werden aber verständnisvoll und gastfreundlich an die Feuerstelle gebeten, wo wir uns aufwärmen und von der Bäuerin Geschichten anderer gescheiterter Wanderer und aus ihrem Leben zu hören bekommen.

Im Laufe des Gespräches stellt sich heraus, dass ihr Mann einen alten Pick-Up besitzt und auf Bitten hin fährt er uns nach Maragua. Übermüdet aber überglücklich kommen wir rechtzeitig vor Sonnenaufgang um fünf Uhr morgens in Maragua an und befinden uns nach einer halben Stunde Fußmarsch auf dem Rand des Kraters, wo rund 30 Frauen und Männer des Dorfes um Lagerfeuer geschart und unter den Klängen von Trommel und Panflöte den Sonnenaufgang abwarten.

Wir werden ohne großes Aufheben gastfreundlich an einem der Lagerfeuer aufgenommen und ernten beim Erzählen unserer Geschichte viele erstaunte Blicke. Da wir von den in der lokalen Sprache Quetschua geführten Gesprächen der Dorfmitglieder nur Fetzen verstehen, bleibt uns während des Aufwärmens genug Zeit, sich unserer Erschöpfung bewusst zu werden, die von beissender Kälte und rauem Wind bei Nacht sowie von sengender Sonne und der Arbeit auf den Feldern bei Tag gegerbten Gesichter der Dorfbevölkerung, eindrucksvoll von den Flammen angeleuchtet, zu betrachten und dem prächtigen Sternenhimmel mit etlichen Sternschnuppen seine verdiente Bewunderung zu zollen. Als es gegen halb sieben dämmert, stellen mehrere Männer mit vereinten Kräften den riesigen Topf auf das Lagerfeuer, in dem die beiden in der Nacht geopferten und gehäuteten Schafe noch eine ganze Weile kochen werden.
Die Feuerstelle beim Morgengrauen - schon mit dem überdimensionierten Kochtopf

Erst jetzt sehen wir, was die Nacht vor uns verbarg: auf dem Kamm des Kraters ist überall das Blut der dort traditionell geopferten Schafe vergossen, mitten drin die leeren Wein- und Singaniflaschen, deren Inhalt beim Ritual zu Ehren der Mutter Erde (Patschamama) geopfert wurde. Außerdem die beiden am Rand der Opferstelle aufgestellten Flaggen: Die Flagge Boliviens sowie die Whipala, die Flagge der indigenen Völker des Landes.
Nächtliche Opferstelle


Die Band

Kurz bevor die ersten Sonnenstrahlen die nahen Bergkämme überwinden knien wir uns mit den Gesichtern in ihre Richtung einen Halbkreis formend auf den Boden und der männliche Priester preist den Sonnengott, der allem Leben Kraft spendet, den Tagesrhythmus der Menschen bestimmt, für gute sowie schlechte Ernten sorgt, über die Menschen wacht und ab diesem Tag wieder an Kraft gewinnt. Abschließend bittet er darum, dass die in kürze in Empfang genommenen ersten Sonnenstrahlen des Jahres einem jeden Kraft für das selbige geben mögen. Im Anschluss werden Kokablätter sowie Zigaretten aus purem schwarzen Tabak an alle Anwesenden - einschließlich Kinder - verteilt. Fleißig fangen auch wir an auf erlernte Weise die Kokablätter in unseren Backen verschwinden zu lassen - nur mit den Zigaretten tun wir uns ein wenig schwer. Währenddessen versprüht das spirituelle Oberhaupt Wein und Singani über die Opferstelle. Als der erste Sonnenstrahl auf unsere Häupter fällt, erheben wir alle unsere Hände und empfangen so die Energie des Sonnengottes; deren Wärme nach dieser langen und kalten Nacht besonders willkommen ist.



Zeremoniendiener beim Kokakauen

Links die Flagge Boliviens und rechts die Whipala

Die Menschen zerstreuen sich und der Großteil setzt sich auf die Steine des Kammes und lässt sich von der Wärme der Sonne durchdringen, die übrigen spielen ihre Instrumente oder beginnen damit, die Anwesenden becherweise mit selbstgebranntem Alkohol zu bewirten. Nach einer Weile bilden Männer sowie Frauen zwei Kreise, in deren Mitte sie mit bloßen Hände Fleisch sowie Organe von den Knochen des fertig gekochten Schafes lösen - ab diesem Zeitpunkt ist Frauen und Männern nur noch der Aufenthalt auf der ihnen zugeteilten Seite des Altares gestattet. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass die Dorffrauen gerade das Schaf verarbeiten, das sie in der Nacht geopfert haben, während die Männer selbiges mit einem Widder tun.
Ablösen von Fleisch und Organen

Der angerichtete Festschmaus

Kochtopf gefüllt mit dem auf vergorenem Mais besierenden Nationalgetränk "Chicha"

Des weiteren haben die Frauen dem trächtigen Schaf nach der Opferung seinen Embryo aus dem Uterus entnommen, der in der folgenden Zeremonie geopfert wird und für das neue Jahr besondere Fruchtbarkeit bringen soll. Die Männer hingegen haben dem Widder aus gleichem Grund die Hoden entfernt. Zu Embryo bzw. Hoden gesellen sich nun auf den beiden Tellern Zunge, Leber, Nieren sowie Herz der beiden Tiere. Für mich bemerkenswert im Verlauf der Zeremonie ist die religiöse Gleichberechtigung von Frau und Mann: So trinken, rauchen und opfern die Frauen nicht nur genauso wie die Männer, sondern stellen ebenfalls eine Priesterin, die in der folgenden Zeremonie eine wichtige Rolle spielt. Als alle Vorbereitungen getroffen sind und der Altar komplett ist (siehe Foto),
Die Priesterin

Der vollständige Opferaltar am Ort der Schafsopfer

Die speziell angeordneten Widderknochen kurz vor ihrer Verbrennung


knien wir uns in bekannter Formation wieder auf die Erde und dieses Mal huldigt die Priesterin dem Sonnengott und verteilt Kokablätter sowie Zigaretten. Nach der darauf folgenden emotionalen Ansprache, bei der den Tränen freien Lauf gelassen wird, werden die Knochen der beiden Opfertiere verbrannt und verschütten alle Dorfbewohner Wein und Singani über den Altar. Die Zeremonie endet in einem gemeinsamen Festmahl, das aus den geschlachteten Schafen, Mote (lange aufgequollenem Mais), Kartoffeln und dem kanisterweise fließenden Alkohol besteht. Wir bedanken uns herzlich bei der Dorfgemeinde, wünschen ein neues Jahr frei von jeglichen Mangel und sind überglücklich in einem Dorf ohne Auto, Marktplatz oder Polizeistation einen Viehtransporter zu finden, der uns am Mittag nach Sucre mitnimmt. Kostenpunkt des gesamten Unternehmens: 46 Bolivianos oder rund 5€.
Panorama des Kraters von Maragua

Auf der Ladefläche des Viehtransporters

Samstag, 22. Juni 2013

Projekt X

 Um das Gerücht zu zerstreuen, dass ich in meiner Freizeit hier nur in der Sonne faulenzen würde:

Begleitung und Unterstützung ehemaliger Heimkinder

Projektvorschlag:
Das folgende Projektkonzept stammt aus der Feder eines halben Dutzends Freiwilliger, die derzeit den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst „weltwärts“ in Sucre, Bolivien, leisten und dessen gemeinsamer Nenner ihrer verschiedenen Projekte in einer gravierenden Schwäche besteht. Bei dieser handelt es sich um das Fehlen einer Nachbetreuung für Heimkinder, die aufgrund ihres Alters oder Bildungsabschlusses die Projekte verlassen müssen. Bedingt durch die gleichzeitige Abwesenheit eines schrittweisen Verlassens der Heimatmosphäre – oft durch einen hohen Grad an Unselbstständigkeit und mangelnder Eigenverantwortung geprägt – haben die Jugendlichen oder jungen Erwachsenen beim Verlassen der Projekte in der Regel keine Wohnmöglichkeit, weder Arbeit noch Berufserfahrung, kein Startkapital (z.B. für den Kauf von Möbeln nötig) und sind kaum an das Leben außerhalb der Projekte gewöhnt. All dies macht es den ehemaligen Heimkindern sehr schwierig, den Anfang dieses neuen Lebensabschnittes eigenständig zu meistern und führt oftmals dazu, dass sie – obwohl häufig wegen problematischer familiärer Verhältnisse ins Heim gekommen – zu ihren Familien und damit alten Problemen zurückkehren, den Weg in die Kriminalität einschlagen oder sie zumindest ihre Möglichkeiten nicht in vollem Umfang ausschöpfen können.
Auf diese Weise verliert nicht nur unsere Freiwilligenarbeit, sondern viel wichtiger noch, jedes unserer Projekte seine Nachhaltigkeit, wodurch wiederrum der entwicklungspolitische Nutzen der selbigen nachdrücklich in Frage zu stellen ist. Aus der geschilderten Problematik ergibt sich für uns die Notwendigkeit einer Begleitung und Unterstützung der Heimkinder während und nach dem Verlassen der Projekte. Das Konzept des dafür vorgesehenen Projektes ist im Folgenden dargelegt:
Unter der Begleitung und Unterstützung der Heimkinder und damit als zentrale Aufgaben des Projektes verstehen wir:
1.      Die Beratung der Jugendlichen/jungen Erwachsenen im Bezug auf ihre Zukunftsperspektiven
2.      Die Hilfe bei der Suche von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie von Arbeitsplätzen (in diesem Zusammenhang auch die rechtliche Unterstützung beispielsweise bei Vertragsschließungen o.Ä.)
3.      Die Unterstützung bei der Wohnungssuche und der Ausstattung der selbigen
4.      Die Vermittlung an verlässlich und preiswert arbeitende Ärzte
5.      Die Begleitung bei Behördengängen.
Als für die Erfüllung dieser Aufgaben unverzichtbar erachten wir einen Anlaufpunkt mit festen Öffnungszeiten, den die beschriebene Zielgruppe bei Fragen und Problemen jeglicher Art aufsuchen kann. Deshalb bildet die Anmietung und Einrichtung eines kleinen Büros in der Innenstadt Sucres den Kern unseres Projektes. Um möglichst viele Aufgaben von dort aus regeln zu können, ist die Einrichtung eines Internet- und Festnetzanschlusses unentbehrlich. Der nächste Schritt ist die Einstellung eines Sozialarbeiters oder Psychologen mit Erfahrung in Sucre (um für die betreuten Jugendlichen/jungen Erwachsenen ein Mindestmaß an Stabilität zu gewährleisten, ist eine Vertragslaufzeit von mindestens einem Jahr anzustreben), der jede Woche zwei Vormittage und einen Nachmittag für drei Stunden im Büro arbeitet und im Optimalfall für die Jugendlichen/jungen Erwachsenen immer per Handy erreichbar ist. Die restliche Arbeitszeit des Sozialarbeiters bzw. Psychologen wird durch die Aufgaben des Projektes ausgefüllt, die nicht oder nur teilweise vom Büro aus erfüllbar sind (der Kontakt zu Ausbildungsanbietern, zu den Universitätsfakultäten, zu Arbeitgebern, zu Ärzten, zu Vermietern und Wohnheimen, die Begleitung bei Vertragsschließungen und bei Behördengängen etc.). Sollte mit der Zeit die Anzahl an Jugendlichen in Betreuung - zu Projektbeginn beträgt die Obergrenze fünf zu fördernde Jugendliche/junge Erwachsene - und damit das Arbeitspensum ansteigen, ist die Einstellung einer weiteren Vollzeitkraft sowie evtl. die Unterstützung durch Freiwillige in Erwägung zu ziehen.
Ein weiterer zentraler Gesichtspunkt des Projektes ist die Anmietung bzw. der Kauf und die Einrichtung einer Immobilie, die den Jugendlichen/jungen Erwachsenen als Wohnheim für die Übergangsphase zwischen Heim und eigenem Zimmer/eigener Wohnung mit festen Regeln dient. Abgesehen von der dadurch entstehenden graduellen Übernahme von Verantwortung und Gewöhnung an die neue Selbstständigkeit wird auf diese Weise der Druck der Wohnungssuche entscheidend gemindert. Daraus resultierende Vorteile sind: Das Bieten einer Alternative zur Rückkehr zur Familie, das Aufschieben des Kaufes sämtlicher Einrichtungsgegenstände bis zu einem günstigeren Zeitpunkt, durch eine Küche bedingt die Möglichkeit zur selbstständigen Essenszubereitung, die gemeinsame Nutzung von Büchern, die Möglichkeit mit Mitbewohnern in einer ähnlichen Lebenslage Erfahrungen auszutauschen und Probleme zu lösen. Letzteres wird zusätzlich durch verpflichtende, monatliche Versammlungen aller Jugendlichen/jungen Erwachsenen, die sich derzeit in Betreuung befinden, unter der Leitung des Sozialarbeiters bzw. Psychologen verstärkt, auf denen zum einen Platz für den genannten Erfahrungsaustausch und zum anderen für die Informierung über Änderungen im Projekt und für Feedback der betreuten Jugendlichen/jungen Erwachsenen reserviert ist. Um die Einhaltung der Regeln innerhalb der gemeinsamen Immobilie und die Sicherheit vor internen Übergriffen, deren Gefahr bedingt durch den Mangel an Erfahrung im Zusammenleben beider Geschlechter als erhöht einzuschätzen ist, zu gewährleisten, ist die Einstellung eines Pförtners, welchem die Immobilie ebenfalls als Wohnung dient, unerlässlich.
Um besonders zu Anfang die Deckung der Grundbedürfnisse (Nahrungsmittel, Kleidung, Miete, Arztbesuche) der Jugendlichen/jungen Erwachsenen zu gewährleisten, ist eine bedürftigkeitsorientierte finanzielle Unterstützung ein weiterer Teil unseres Projektes. Den Jugendlichen/jungen Erwachsenen wird im Fall des akuten Bedarfes zu Anfang der in der Kostentabelle errechnete Festbetrag von 715Bs [Bolivianos] (ca. 75€) gezahlt oder im Fall des Wohnheims dieser Festbetrag abzüglich des Mietkostenanteils. Das Ziel ist es, diesen Festbetrag durch eigene Einkünfte der Jugendlichen/jungen Erwachsenen so schnell wie möglich auf null bzw. ein Minimum zu reduzieren, um die Jugendlichen/jungen Erwachsenen hin zur Unabhängigkeit und zu eigenverantwortlichem Verhalten zu erziehen. Ab diesem Zeitpunkt findet die Auszahlung von Geld - die durch den Sozialarbeiter bzw. Psychologen festzustellende Bedürftigkeit vorausgesetzt - nur noch in Sonderfällen (wie z.B. Einschreibungs- oder Prüfungskosten der Universität, Arztkosten) statt. Mit dem Ziel den Jugendlichen/jungen Erwachsenen ihre Rechte und Pflichten innerhalb des Projektes zu verdeutlichen und die Maßnahmen des Projektes vor jeglichem Anschein von Willkür zu bewahren, wird zu Beginn der Förderung ein auf den jeweiligen Jugendlichen/jungen Erwachsenen zugeschnittener Vertrag zwischen diesem und dem Projekt unterschrieben.
Die Deckung der direkten Ausgaben für die Jugendlichen/jungen Erwachsenen erfolgt zum Großteil durch Patenschaften mit deutschen Spendern. Die Vermittlung dieser Patenschaften findet einerseits im Internet statt und wird andererseits von den nach Deutschland zurückkehrenden Freiwilligen, die in den Projekten der zu vermittelnden Jugendlichen gearbeitet haben, übernommen; durch den intensiven Kontakt zu den Jugendlichen können diese Freiwilligen einen besonders wirklichkeitsgetreuen und damit lebendigen Eindruck der unterstützungssuchenden Jugendlichen vermitteln, welches bei der Suche nach Paten keineswegs kontraproduktiv ist.
Die Jugendlichen werden durch die Freiwilligen, die in Kinderheimen oder Besserungsanstalten für Jugendliche arbeiten, und die Präsenz des Sozialarbeiters bzw. Psychologen auf unser Projekt aufmerksam gemacht.




Probleme der Jugendlichen/jungen Erwachsenen



 

Allgemeine Beschreibung:
Psychologische, informative und finanzielle Unterstützung von Jugendlichen/jungen Erwachsenen über 16 Jahren, die die Heime verlassen
Detailliertere Beschreibung:
·         Mithilfe bei der Entwicklung der Jugendlichen/jungen Erwachsenen zu Unabhängigkeit, Selbständigkeit, Verantwortlichkeit und Selbstsicherheit
·         Mithilfe bei der Entscheidungsfindung über die Zukunft der Jugendlichen/jungen Erwachsenen durch Informationen über Ausbildung, Studium, Arbeitsangeboten
·         Finanzielle Unterstützung anbieten, damit die Jugendlichen/jungen Erwachsenen eine größere Chancengleichheit haben
Ziele
1.      Unabhängige und ausgebildete Jugendliche/junge Erwachsene
2.      Jugendliche/junge Erwachsene, die einen 5-Jahresplan von ihrem Leben haben
3.      Selbständige und unverschuldete Jugendliche/junge Erwachsene

Aufgaben des Personals

Sozialarbeiter/Psychologe:
·         Beratung der Jugendlichen/jungen Erwachsenen über mögliche Zukunftsperspektiven
·         Unterstützung bei der Suche von Ausbildungsplätzen, Weiterbildungsmöglichkeiten, Bewerbung an der Universität
·         Unterstützung bei der Suche von Arbeitsplätzen und Wohnmöglichkeiten (wenn z.B. der Einzug in die projekteigene Immobilie nicht möglich bzw. nicht gewünscht ist)
·         Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zu den betreuten Jugendlichen/jungen Erwachsenen, Ansprechpartner in allen Belangen, nach Möglichkeit psychologische Betreuung, Vorbildfunktion
·         Bei Notfällen ständige telefonische Erreichbarkeit
·         Begleitung der Jugendlichen/jungen Erwachsenen bei Arztbesuchen/Behördengängen
·         So weit wie möglich Hilfe in Rechtsfragen, ansonsten Konsultierung eines zuverlässigen Anwalts
·         Bekanntmachung des Projektes in den Heimen (Präsentationen, Aktionen, Visitenkarte) und in der Öffentlichkeit (Zeitung, Flugblätter, Broschüren)
·         Feststellung der Bedürftigkeit der Jugendlichen/jungen Erwachsenen als Ausgangspunkt für die Förderung (Einzelfallprüfung: z.B. Gespräch mit dem Jugendlichen/jungen Erwachsenen, Vorgeschichte und Familienverhältnisse in Erfahrung bringen, Rücksprache mit dem Heimpersonal, etc.)
·         Kontaktaufnahme zu den Familien der Jugendlichen (wenn vorhanden und gewünscht) und Organisierung von angeleiteten Treffen
·         Anfertigung des personalisierten Vertrages zwischen jedem einzelnen Jugendlichen/jungen Erwachsenen und dem Projekt
·         Leitung der monatlichen Versammlungen
·         Kontrolle der Jugendlichen/jungen Erwachsenen: Überraschungsbesuche, Rücksprache mit den Arbeitgebern/Ausbildungsleitern/Uniprofessoren der Jugendlichen
·         Auswahl der zu fördernden Jugendlichen/jungen Erwachsenen; sowohl die Leiter der Heime als auch die dort arbeitenden Volontäre können Jugendliche/junge Erwachsene für das Projekt vorschlagen (selbstverständlich auch die Jugendlichen sich selbst), die Entscheidung über die Förderung fällt allerdings der Sozialarbeiter bzw. Psychologe
Aufgaben des Pförtners:
·         Überwachung der Einhaltung der Regeln innerhalb der Immobilie
·         Regelmäßiges Halten von Rücksprache mit dem Sozialarbeiter bzw. Psychologen
·         kleinere Instandhaltungsarbeiten

Bedingungen für die Aufnahme in das Projekt:

·         Davon ausgehend, dass der Aufenthalt in einem Heim einen Mangel an nichtinstitutioneller Unterstützung sowie die Schwierigkeit auf eigenen Füßen stehen zu können impliziert, sprechen wir ehemaligen Heimkindern eine höheren Grad an Bedürftigkeit zu als Nichtheimkindern. Deshalb steht die komplette Bandbreite der Fördermöglichkeiten des Projekts (finanzielle Unterstützung, Wohnmöglichkeit in der projekteigenen Immobilie und Beratung) nur ehemaligen Heimkindern zur Verfügung. Jugendliche/junge Erwachsene, die nicht in einem Heim oder einer Besserungsanstalt gelebt haben, sich jedoch mit ähnlichen Problemen konfrontiert sehen, können von den Beratungs- und den Vermittlungsmöglichkeiten profitieren. Wir sprechen uns für die genannte Differenzierung der Förderung aus, weil wir ansonsten befürchten, dass viele Studenten/Auszubildende, dessen finanzielle Mittel unter unserem Mindestbetrag liegen, versuchen würden, Vorteile aus unserem Projekt zu ziehen, selbst wenn sie mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln ihren Lebensunterhalb bestreiten können. In besonderen, nachweisbaren Härtefällen ist allerdings auch bei diesen Jugendlichen/jungen Erwachsenen über eine Einzelfallprüfung nachzudenken.
·         Bedürftigkeit: Ohne die Förderung durch das Projekt wäre kein Studium bzw. keine Ausbildung möglich; Mangel an nichtinstitutioneller Förderung
·         Lernbereitschaft: Regelmäßige Teilnahme an Klassen/Kursen; Erbringung ausreichender Leistungen (beides durch den Sozialarbeiter/Psychologen zu überprüfen)
·         Arbeitsbereitschaft (Wer am Projekt teilnimmt, ist verpflichtet, entsprechend seiner zeitlichen und körperlichen Möglichkeiten zu arbeiten): Zuverlässige Erfüllung der Bedingungen des jeweiligen Arbeitsvertrages (auf diese Weise finanzielle Entlastung des Projektes und Erwerb neuer Fähigkeiten)



Infrastruktur und zeitliche Begrenzung des Projekts

Infrastruktur
Die notwendigen Räumlichkeiten für eine erfolgreiche Durchführung unseres Projekts sind ein entsprechend eingerichtetes Büro, vom dem aus alles koordiniert werden kann und das sich, wenn möglich, im Zentrum Sucres befindet, sowie eine Immobilie, die mindestens fünf Jugendlichen/jungen Erwachsenen eine Wohnmöglichkeit bietet.
Das Büro soll sowohl von einem/einer einzustellenden Psychologen/Psychologin bzw. Sozialarbeiter/in speziell zur Koordination und Verwaltung des Projekts bzw. dem Partnerschaftsprojekt als auch vom Koordinator des BKHW, sprich Fernando, genutzt werden.
Das Wohnheim sollte jedem Jugendlichen/jungen Erwachsenen eine Schlafmöglichkeit bieten und über eine Gemeinschaftsküche, sowie geschlechtergetrennte Bäder verfügen. Des Weiteren wäre ein Aufenthaltsraum, mit einfacher Ausstattung (Sofa & Couchtisch) für die Jugendlichen in der Unterbringung von Vorteil.
Wir wollen ihnen mit unserem Projekt, den Weg heraus aus dem Heim, hinein in ein selbstständiges Leben, erleichtern. Allerdings liegt die Betonung bei der Unterbringung der Jugendlichen auf dem Wort „vorübergehend“. Wir wollen nicht, dass die Jugendlichen, wenn sie bereits in ihrer Arbeit bzw. ihrem Studium Fuß gefasst haben, unser Angebot als günstige Wohnmöglichkeit ausnutzen.
Wie lange jede/r Bewohner/in das Wohnheim sein Zuhause nennt, muss in jedem Fall individuell von dem/der zuständigen Psychologen/Psychologin bzw. Sozialarbeiter/in beurteilt und entschieden werden. Um einen Anhaltspunkt zu haben, könnte man von einem Zeitraum von drei Monaten bis zu einem Jahr sprechen. In Sonderfällen könnte das Wohnheim aber auch für einen längeren Zeitraum als Unterbringung dienen.
Förderungszeitraum
Angestrebtes Ende der Förderung ist der erfolgreiche Abschluss der Aus-/Weiterbildung bzw. des Studiums. Der Förderungszeitraum für Schule oder Studium darf fünf Jahre nicht überschreiten. In Sonderfällen kann dabei aber die Zeit bis zur Beendigung des Schulabschlusses hinzukommen.
Nicht-Kooperation, bzw. Nicht-Einhaltung der Regeln, seitens der Jugendlichen hat einen Ausschluss aus dem Projekt bzw. eine vorzeitige Beendigung der Zusammenarbeit zur Folge.



Gegenleistung der Jugendlichen

Wie in der Initialen Projektbeschreibung bereits zum Ausdruck gebracht wurde, verlässt der Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Hogar ohne Startkapital, was eine monetäre Gegenleistung nicht zulässt.
Jedoch verfügen viele dieser jungen Menschen bereits jetzt über gute Fähigkeiten im hauswirtschaftlichen Bereich dazu gehören Nähen, Stricken, Häkeln , Sticken, Kochen und Putzen. Da eine der Grundvoraussetzungen für die Teilnahme am Projekt ist, sich schnellst möglichst einen Nebenverdienst neben der Unterstützung durch uns zu sichern, könnten diese Fähigkeiten hier von großer Hilfe bei der Jobsuche sein. Somit übernehmen die Projektteilnehmer einen Teil der Lebenshaltungskosten selbst und tragen damit zur finanziellen Entlastung des Projekts bei.
Ein weiteres Entgegenkommen seitens der Jugendlichen könnte durch die Weitergabe des durch das im Projekt erworbenen Wissens an zukünftige Projektteilnehmer sein. Die zukünftigen Absolventen (einer Berufsausbildung, Weiterbildung oder der Universität) fungieren damit nicht nur als Vorbild, sondern wären in der Lage Workshops zu geben und direkte Unterstützung für ihre Nachfolger zu leisten.



Möglicher Freiwilligeneinsatz in unserem Projekt

Unserer Meinung nach ist die Beschäftigung eines Freiwilligen, zumindest zu Beginn des Projekts, nicht sinnvoll. Anfangs liegt die Priorität eindeutig darin, das Projekt zum Laufen zu bringen und dazu brauchen wir einen ortskundigen, kompetente Mitarbeiter. Ein Freiwilliger wäre schlicht ungeeignet für die Arbeit die anfiele.
Wenn das Projekt jedoch mit der Zeit besser läuft, es eine klare Aufgabenverteilung gibt und vor allem der Mitarbeiter sich genügend eingearbeitet hat, können wir uns evtl. die Hilfe eines Freiwilligen vorstellen.
Seine Aufgaben wären folgende: Der Freiwillige sollte unseren Mitarbeiter unterstützen. Am wichtigsten wären dabei Hausbesuche bei den Jugendlichen/jungen Erwachsenen (gehen sie noch regelmäßig zur Arbeit bzw. zur Universität? Erfüllen sie ihre Pflichten? Haben sie Probleme oder Schwierigkeit? etc.), er sollte dabei, wenn möglich, eher als Freund mit Vorbildfunktion auftreten (wobei sein Alter sicherlich von Vorteil ist), eine Person, in die der Jugendliche/junge Erwachsene Vertrauen hat, der er bestenfalls persönliche Probleme anvertrauen könnte. Bestenfalls wäre er folglich eine Bezugsperson für die Jugendlichen/jungen Erwachsenen.



Anhänge

Finanzkalkulation





SWOT-Analyse
SWOT-Analyse
Stärken
·         Kontakt nach/von Deutschland
·         Kontakt in den Heimen
·         (Büro, Haus)
·         Büro BKHW Bolivien
Schwächen
·         Wenig Zeit
·         Keine Erfahrung mit Projekten
·         Keine Infos
Chancen
·         Finanzierung
·         Patenschaftsprogramm
·         Kontakt mit den Spendern
Strategien
·         Kontakt nach Dt. nutzen, für Finanzierung, Patenschaften, Spender
·         Kandidaten aus den Heimen informieren und auswählen
Strategien
·         Kompromiss
·         Leute mit Erfahrung in Projekten ansprechen
·         Informationen vom SEDEGES und dem Verteidigeramt erfragen
Gefahren
·         Keine Interessenten
·         Ausnutzung der Angebote von den Jugendlichen und dem Personal
·         Das Projekt könnte genutzt werden, um aus den Heimen abzuhauen
Strategien
·         Kandidaten informieren und aussuchen im Gespräch mit den Heimen
·         Kontrolle der Jugendlichen und des Personals
·         Koordination mit dem SEDEGES und dem Verteidigungsamt
·         Kein herausholen der Jugendlichen aus den Heimen
Strategien
·         Dringende Auswahl vom Personal (Psychologe)
·         Kontakt aufnehmen mit dem SEDGES und dem Jugendaufsichtsbehörde

Keine körperliche Misshandlung Minderjähriger sondern nur unser Beitrag zu einem Fotowettbewerb



Der Stand des Centro Solidaridad auf der Ausstellung zum Tag des Kindes


Meister Lampe nach dem Zusammentreffen mit dem Hund unseres Projektes

Die anschliessende Beerdingung

Gesangseinlage zum Muttertag

Die Herren der öffentlichen Essensausgabe
Der praktische Teil einer der von mir angeleiteten Backstunden

Ohne Technologie aber mit viel Technik

Lebendes Blatt